Licht vs. Belichtung
In Fotografie Teil II wurde schon kurz gezeigt, dass es einen enormen Unterschied macht, ob man von Licht oder Belichtung spricht. Da die Thematik mit dem eingebauten Blitz nur bedingt umsetzbar ist, habe ich diesen Kurs für alle entwickelt, die bereits einen drehbaren Systemblitz verwenden oder den Kauf eines solchen planen.
Die Minimalanforderung an diesen Kurs sind daher etwas höher. Wer mitmachen will, sollte Kurs I und II bereits verstanden haben, also die Kamera im Modi AV (A), TV, (S), P und M bedienen können und auch das Fokussystem der Kamera verstanden haben.
Sie sollten in jedem Fall eine Kamera mit einem aufsteckbaren Systemblitz mitbringen.
Falls Sie noch keinen Systemblitz besitzen und mit einem Canon oder Sony System arbeiten, stelle ich für diesen Kurs gerne einen Canon EX580II oder für Sony einen Godox 685s incl. Batterieen zur Verfügung. Es stehen insgesamt 5 Leihgeräte zur Verfügung. Für beide Systeme habe ich auch entsprechende Funklösungen zum testen.
Kursinhalt
Dieser Kurs bringt Licht ins Dunkle bzw. sorgt in schlechten Lichtsituation für ein bestmögliches Ergebnis mit nur einem Systemblitz, Aufheller oder Abschatter. Ebenso lernen Sie erweiterte Möglichkeiten des Blitzens mit Lichtformern und Funklösungen kennen.
Was ist Licht?
Licht ist alles, was in der Situation in der wir fotografieren bereits vorhanden ist. Dieses kann jedoch stark voneinander abweichen, wenn unterschiedliche Lichtquellen vorhanden sind. Im Grunde geht es von keinem Licht bis einem sehr hellen Raum. Die vorhandenen Lichter können mit einem höheren ISO Wert oder einer größeren Blende heller gemacht werden. Das muss kein ganzer Raum sein, es kann auch nur eine Kerze, Lampe oder andere Lichtquelle sein. Fährt man den ISO Wert herunter in Richtung 100, so wird der gesamte Raum dunkler und die Lichter werden ebenfalls stark abgedunkelt.
Recht eindrucksvoll ist der Effekt auch, wenn man einen Schatten vergleicht den man einmal mit ISO 100 und einmal mit ISO 1600 fotografiert. Hier ist der Schatten bei einem hohen ISO Wert deutlich heller.
TIPP: Je höher die Grundhelligkeit im Motiv ist, desto weniger muss geblitzt werden. Die Grundhelligkeit kann durch einen höheren ISO oder größere Blende angepasst werden. Die Verschlusszeit hingegen bringt uns nicht unbedingt was, da diese beim verlängern evtl. teile des Bildes schon belichtet und das das im Bild sichtbar ist. Die Zeit lasse ich daher im Normalfall bie 1/200.
Da beim Blitzen die Lichtmenge über ETTL ausgehandelt wird, kann man einfach im Manuellen Modus (M) 1/200 einstellen und los gehts. Meist befindet man sich beim Blitzen im gleichen Raum unter gleichen Lichtbedingungen, so dass es nur wenig eingestellt werden muss. Wir können uns also voll auf die richtige Fokussierung konzentrieren.
Der Systemblitz
ist ein Aufsteckblitz der über die Kontakte im Blitzschuh mit der Kamera kommunizieren kann. Über diese Kontakte werden die Daten des ETTL (TTL) Protokolls ausgetauscht, so dass stets eine perfekte Belichtung gewährleistet werden kann.
Dabei wird der Blitzwinkel (Weite) über die verwendete Brennweite gesteuert. Damit der Blitz funktioniert wird dieser nach jeder Zündung sofort nachgeladen. Das Nachladen erfolgt automatisch und ist je nach Modell auch über ein Geräusch hörbar. Moderne Blitze machen kein Ladegeräusch, wenn die Batterien leer sind, zünden diese einfach nicht mehr.
Das Nachladen benötigt eine bestimmte Zeit, so dass nicht unbegrenzt schnell gefeuert werden kann. Um die Zeit zu verkürzen bieten einige Blitze einen Anschluß für einen zusätzlichen Akku, so dass sich die Ladezeiten verkürzen lassen. Werden nur gezielt einzelne Fotos geblitzt ist das sicher nicht von Relevanz.
Batterien und Ladestationen
Blitze brauchen viel Strom. Immerhin steht dafür aber auch eine gewaltige Lichtmenge gegenüber. Die Empfehlung aller Fotoforen ist es mit aufladbaren Batterien zu arbeiten, die nur über eine geringe Selbstentladung verfügen. Hierfür eignen sich besonders Sanyo’s Eneloop Akkus. Diese können in praktischen Aufbewahrungsboxen bestellt werden. Da Sie pro Akkusatz und Blitzstärke um die 300 Blitze abfeuern können ist es evtl. sinnvoll, ein paar Reserveakkus bereitzuhalten.
Das Aufladen kann mit jedem Ladegerät erfolgen, jedoch stehen hierfür auch spezielle Ladegeräte zur Verfügung. Ursprünglich hatte ich ein Schnellladegerät mit 4 Schächten. Mittlerweile habe ich eine recht preiswerte Station mit 16 Schächten. Damit lassen sich sehr schnell große Mengen an AA oder AAA Batterien gleichzeitig laden. Das Tensei TI-1600L wurde mehrfach empfohlen und ich kann das auch so weitergeben.
AF Hilfslicht / Linienraster / Einstelllicht
Damit eine Fokussierung im dunklen möglich ist, setzen eingebaute Aufhellblitze auf ein Einstelllicht oder Stroboskop-Hilfslicht.
Moderne Systemblitze projizieren ein Linienraster, das auch bei völliger Dunkelheit vom Hardware-Fokussystem der Kamera sowohl von Kreuz- als auch von Liniensensoren scharfgestellt werden kann. Dieses Raster funktioniert wegen des Infrarot-Sperrfilters for dem Kamerasensor derzeit nur bei DSLR’s. Hersteller von Systemkameras arbeiten unter umständen mit einem Hilfslicht oder es ist Restlicht für die Fokussierung erforderlich.
Streulichtblende
Die meisten Systemblitze verfügen über eine eingebaute Streulichtblende, die das Licht besser verteilen soll. Diese wird jedoch beim indirekten Blitzen keine Verbesserungen liefern, daher wird diese meist nicht verwendet. Ich verwende sie nur, wenn ich mit Farbfolien einen Farbton blitzen will. Hier habe ich von Lee Filters eine Sammlung von Beispielfolien bestellt, die genau für die Größe des Blitzbereichs geeignet sind.
Abschatter
Neben der Streulichtblende läßt sich auch noch ein weisser Abschatter aus dem Blitzkopf ziehen. Dieser dient dazu, das Licht in seiner Ausbreitung einzugrenzen, damit z.B. braune Decken oder farbige Wände nicht angeblitzt werden oder bei der Verwendung von mehreren Blitzen die Ausleuchtung in gleicher Helligkeit weiterzuführen.
Diffusoren
Die Verwendung eines Diffusors der nur den Blitz abdeckt bringt gar nichts. Er nimmt nur Lichtleistung weg, die man ohnehin kaum genug haben kann. Maximal ist er gut geeignet um eine Farbfolie gut auf dem Blitz einklemmen zu können, was aber mit erheblichen Lichtverlust verbunden ist. Ich empfehle daher lieber ohne Diffusor zu arbeiten.
Verwendung mehrerer Blitze
Um die Lichtleistung des Systemblitzes zu verdoppeln, ist es jederzeit möglich 2 Blitze gleichzeitig auszulösen.
Ab dem dritten Blitz bekommt man hingegen nicht mehr diese Steigerung, sondern nur das 2 1/2-fache des Lichtes und so weiter. Da das ganze nicht nur teuer sondern auch unhandlich wird, ist alleine wegen der Lichtleistung das keine gute Idee.
Systemblitz blitzen auch immer mit gleicher Leistung. Lediglich die Abbrennzeiten werden bei 1/2 halbiert etc… Möchte man also ganz kurze Abbrennzeiten, dann ist über den Einsatz vieler Systemblitze mit je wenig Leistung nachzudenken. Das sind aber Spezialeinsatzbereiche zum einfrieren ganz schneller Bewegungen wie in der Tropfenfotografie etc…
Portable Lösungen mit noch mehr Leistung
Der Systemblitz, auch mit 58er Leitzahl ist gerade im Outdoor Einsatz schnell an der Grenze. Abhilfe schaffen hier Porties von Hensel, Ranger und Co. mit 1000 Watt/sec. Das ist in etwa die 20-fache Lichtleistung. Diese Geräte sind teurer und unhandlicher, dafür können sie aber auch ein Studio ersetzen und mit großen Lichtformern verwendet werden. Mittlerweile gibt es eine große Anzahl an Herstellern auch zum günstigeren Preis und immer öfters auch mit Funk und ETTL Möglichkeiten.
Lichtalternativen (Taschenlampe)
Jeder unnütze Versuch am Licht zu sparen kostet Geld, denn meist kauft man dann zweimal. Alternativ zum Blitz könnte z.B. auch mit einer Taschenlampe gearbeitet werden. Die hierfür erforderliche Leistung liegt jedoch bei 4000 Lumen. Selbst im Makrobereich wäre eine kleine Taschenlampe völlig wertlos. Wer sich jedoch auch für Lightpainting und Co. Interessiert, der sollte sich durchaus mal die Geräte von Fenix, Olight, Lupine und Co. ansehen.
Ich habe mir die hellste Taschenlampe von Lupine Betty TL2 besorgt. Der Vorteil einer richtigen Lichtquelle mag verlockend erscheinen, aber das Ding blendet und ist daher eher für Makro und Lightpainting interessant. Preislich ist die Anschaffung auch wesentlich teurer als ein Systemblitz, daher gilt es eine Anschaffung gut zu überlegen.
Lichtalternativen (Flächenlichter)
Flächenlichter können durchaus auch zum Fotografieren verwendet werden. Jedoch ist die Lichtleistung auch hier nicht so hoch wie bei Blitzen. Die Aufbauzeit entspricht in etwa der einer Studioblitzanlage. Wer nicht auch für Film angerichtet sein möchte, der braucht keine Flächenleuchten. Im Zweifel hätte ich welche im Verleih.
LED Blitzleuchten
Sind mittlerweile erschwinglich und brauchbar. Der Vorteil ist dass man das Motiv sofort im Licht sieht, das spart Zeit und ist bequem. Außerdem kann es auch zum filmen verwendet werden. Aus heutiger Sicht sind LED Leuchten in jedem Fall einen Versuch wert.